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Montag, 23. Oktober 2006, 15:39

"Heinz" live aus Interlagos

Samba, Fußball und die Formel 1: In Sao Paulo, der größten Stadt der Welt, wurde der größte Rennfahrer der Welt verabschiedet.

Harry Miltner

Samba, Fußball und die Formel 1, das ist Brasilien. Guten Abend und grüß Gott aus Sao Paulo, der größten Stadt der Welt, die den größten Rennfahrer der Welt verabschiedet: Michael Schumacher. Aber die auch den Weltmeister feiert, den Frauenschwarm, den Superfahrer, „El Matador“ Fernando Alonso. Ein Formel-1-Rennen im Abendprogramm, also der Primetime, wie es im Rennenglisch heißt.

Das Rennen im Wohnzimmer von Rubens Barrichello war eine perfekte Abschiedsparodie, ehm -parade: Michael Schumacher, der wohl größte Rennfahrer aller Zeiten, hinter Ayrton Senna, Alain Prost, Juan Manuel Fangio, Jackie Stewart, Jim Clark und natürlich Jochen Rindt und Niki Lauda, also Schumi trat zurück und ein neuer Stern ging auf, der des Felipe Massa. Noch nie, Sie wissen es schon bestimmt, noch nie konnte ein Weltmeister mit einem Sieg abtreten – Lauda hat geführt in Australien, Berger 1½ Sekunden hinter dem Sieger in Jerez, Fangio war Vierter, Prost Zweiter, aber noch nie hat's zum Sieg gereicht – auch diesmal nicht. Sieger heuer Felipe Massa, der Brasilianer, der als Pizzaboy hier seine Karriere begann, für mich der Fahrer des Jahres, ist hier aufgewachsen, ebenso Barrichello, genau hinter der Haupttribüne, ob Sie's glauben oder nicht. Und er ist auch mein Vorschlag für unseren, Ihren und meinen Män off se Rehs – Rubens Barrichello, schon so lange dabei, musste er sich immer mit Schumi herumschlagen, aber jetzt ist er endlich dessen Überschatten los...

Auf dem "glühenden Kohlenhaufen Interlagos" mit der brutalen, lang gezogenen und sehr buckligen Zielkurve haben schon öfters die Formel-1-Götter mitentschieden. Erstmals 1974, ich bin sicher, Sie wissen es noch alle, damals lag der "local boy" Emerson Fittipaldi vorne, als es zu regnen begann und ihm der Schweizer Clay Regazzoni immer näher kam. Runde für Runde gab Fittipaldi dem Rennleiter flehentliche Signale: "Bitte brich ab!" Dies tat er dann in der 32. von 40 Runden und dieser Abbruchsieg rettete Fittipaldi den Titel. Einen ähnlichen Tropenregen gab's auch 2003 als zehn Autos von der Strecke flogen, Schumacher mit Riesenglück nur wenige Meter neben einem tonnenschweren Kran zum Stehen kam und Giancarlo Fisichella seinen ersten Sieg holte. Im Jahr zuvor hatte Jahrhundertfußballer Pelé als Promi-Abwinker mit der Zielflagge in der Hand in die falsche Richtung geschaut und vergessen Sieger Michael Schumacher abzuwinken. Michael, das hat er mir verraten, würde so gerne einmal mit Pelé kicken. Naja, dazu hat er ja jetzt mehr Zeit...

Michael hat sich Sonntag zuerst ein Scherzerl weggebremst und dann in der Karambolage mit Fisichella einen Slohbannktschah geholt. Bridgestone und Ferrari haben gegämmblt und zu weiche Pneus oder Deiahs, wie es im Rennenglisch heißt, aufgezogen. Auch wenn Schumacher dann eine Aufholjagd ähnlich der von Jim Clark 1967 in Monza zeigte und mit mehreren Qualifikationsrunden am Stück heranflog, reichte es am Ende nicht. Es gab ja schon am Samstag Probleme – da lief der Motor von Michael im Eidel, also ein bisserl mehr als Leerlauf und die Ferrari-Box hat den Wagen ferngesteuert zurückgeholt. Auf der Höhe von 900 Meter in Interlagos verlieren die Motoren rund 7-8%, ich kann das mit Energydrinks wettmachen, aber die Fahrer wären dann natürlich gedopt. Außerdem stürzen sie im berühmten, berüchtigten Senna-S direkt ab...

Auf den Spuren von Tom Cruise, einer "Mission Impossible", scheiterte Michael Schumacher also, der große Held der Kolpingstadt Kerpen, der Deutschland 1991 auf die Formel-1-Weltlandkarte zurück brachte. Ich hab ja von Anfang an gesagt, die WM wird letztlich durch die Reifen und Defekte entschieden, aber das wissen Sie schon längst. Damals, 1991, feierte er auf der mörderischen Ardennenrennstrecke in Spa sein Debüt und der große Ayrton Senna holte ihn bei einem Abendessen in der "Villa d'Este" von Como an die Seite: "Wann immer du Hilfe brauchst, komm zu mir." Da waren sie noch Freunde, wenig später, ich erinnere mich noch genau, wurde daraus Pulverdampf. Sennas mahnender Zeigefinger für seinen stürmisch nachdrängenden deutschen Rivalen war weltweit im TV und nach Schumachers Sieg 1994 in Brasilien verdächtigte Senna: "Wir wissen, dass wir gegen ein irreguläres Auto kämpfen." Am 1. Mai stürzte in Imola die Sonne vom Himmel, verunglückt Senna tödlich und der Weg für Schumachers Aufstieg ist frei. Er war einmal ganz geheim am Grab von Senna, das hat er mir erzählt und ich überleg mir oft, wie sich die Formel 1 wohl entwickelt hätte, wäre Senna am Leben geblieben.

„Ferdinando“, wie ihn Schumi einst genannt hatte, ist nun auch ein Superchampion, der erste iberische Hero seit dem legendären Racing-Playboy Marquis Alfonso de Portago. Und auch der spanische König Juan Carlos ist ein Alonso Fan. Alonso, der Sohn eines Sprengmeisters und der Leiterin einer Herrenkonfektionsabteilung, bewies die Konstanz, die es braucht um zu siegen. So wie damals Niki Lauda, aber auch Jochen Rindt bei ihren großen Erfolgen. Erinnern Sie sich nur, liebe Fans, an die tolle Serie als Niki im Sommer 84 jedes zweite Rennen gewann oder Jochen 1970 vier Siege in Serie feierte. Die Leistungen von Alonso und Schumacher waren relativ identisch, aber der Deutsche hat mehr Fehler gemacht. Alonso wurde von der FIA nicht sehr, sehr freundlich behandelt. Der Spanier hat sich aber durchgesetzt und wurde Pack-two-Pack-Champion, wie es in der Formel 1 heißt.

Die Strecke von Indian...ahh, Interlagos, was soviel heißt wie zwischen den Seen, hat den Weltmeister gekürt, mit Alonso den jüngsten Doppelweltmeister aller Zeiten. Ich hab's Ihnen ja schon am Beginn gesagt, es kann in einem Grand Prix immer vieles passieren, aber am Ende wird immer einer gewinnen. Die Strecke hier ist nicht sehr, sehr beliebt bei den Piloten, denn im Armenviertel gibt's viel Smog, wird viel gestohlen, und gefährlich kann's sogar werden – heuer wurden Toyota-Crewmitglieder beschossen und einmal wurde ein McLaren-Mechaniker von einer Spinne aus der Klimaanlage attackiert. Interlagos ist auch ein Rennen der Glücksbringer, Schumi hatte früher immer die Haarbürste seiner Tochter dabei, ich ein ORF-Mikro mit rot-weiß-rotem Kopf.

Apropos rot-weiß-rot, Pech gab's für die Formel Austria: Alex Wurz war klar der schnellste Mann auf der Strecke, hätte mit seiner Freitagszeit überlegen die Pole Position geholt, durfte aber wieder einmal nicht fahren. Das wird sich kommende Saison ändern, wie ich Ihnen ja schon vor Wochen exklusiv verraten konnte. Der spanische Renningenieur von Williams, nächstes Jahr für unseren Alex zuständig, konnte diesmal nur Trümmer einsammeln. Aber ich bin mir sicher, und Sie wohl auch, Chevy, so heißt er – nicht verwandt mit der berühmten Automarke – wird in der kommenden Saison mehr Freude haben. Red Bull ist heuer eher rückwärts gefahren, gut, dass der Christian rechtzeitig ausgestiegen ist und einen Auffahrunfall vermieden hat! Dazu darf ich Ihnen noch eine Sensation präsentieren, oder vielmehr nicht. Ich darf's Ihnen leider noch nicht verraten, dass nächstes Jahr Christian Klien wieder in der Formel 1 sein wird und zwar beim holländischen Team von Spyker, die übrigens nicht die Erfinder der Metallspitzen in den Winterreifen sind, wie man mir bestätigt hat.

Freuen wir uns also aufs kommende Jahr, auf das Jahr 1 nach Schumacher. Mit neuen Titelfavoriten, wie unserem Alex Wurz, aber auch wie Supertalent Lewis Hamilton, dem Tiger Woods der Formel 1. Da wir im Winter keine Formel-1-Bilder sehen, habe ich vor, Sie im Stil einer Radioübertragung auf dem Laufenden zu halten.

Euer Heinz